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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Halm, Philipp Maria: Der "Augustiner" in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0066

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Der Augustiner.

72. Ejof im „Augustiner"; Architekt Email.-Leidl, München.

tragenden Engelsköpfchen ein Melgemälde R. Riemer-
schmid's, den Schutzpatron des Kaufes, den hl. An-

unten verschiedenartige Ver-
täfelung. Die Wand darüber
ist weiß verputzt und geht
ohne besondere Gliederung in
die flachgewölbte Decke über,
welche von Stuck- und Holz-
fäulen mit Korbbögen getragen
wird. Die Decke zeigt flott
modellirte Stuckaturen, aus
denen die Birnen des elek-
trischen Lichtes mehr oder mim
der organisch herauswachsen.

Als der Haupt- und Buttel-
punkt des Saales erscheint die
Stucksäule mit der großen Licht-
krone. (Abb. 70). In leichter
Anschwellung, welche durch
einen Hrüchtekranz einen guten
Abschluß erhält, nimmt ein
Kämpfer mit den alten, aber
doch ewig jungen, unverwüst-
lichen Narrenfiguren (Abgüsse
nach den Originalen im alten
Rathhause) die Decke auf. Der
Schaft der Säule ist kassettirt.

Die Krone wird von vier
Etäben, die sich aus den
Voluten des joniflrenden Ka-
pitäls entwickeln, getragen und
Zeigt auf weitem Reifen in
trefflicher Schmiedearbeit von
Meister R. Kirsch zwischen
niedlichen Blumenstöckchen und springenden pirschen
kleine kerzentragende Engel. Die Leuchtbirnen
sitzen zuin Theil auf den Kerzen, zum Theil in
nach unten aus den Reifen erwachsenden Akanthum
blattkelchen. So originell Seidl's Entwurf erscheint,
so lobend muß Kirsch's technische Meisterleistung an-
erkannt werden. Weiteres Licht spenden einfache
getriebene Wandleuchter, bei denen das blanke Metall
zugleich als Reflektor bestens benützt erscheint. Von
dem Wandschmuck fallen uns zuerst Wilhelm
Volz's mit bekannter Virtuosität gemalte Allegorieen
der Gerste, des Hopfens, des Handels und der In-
dustrie zunächst dem Eingänge auf. Ein Portrait
des Prinzregenten Luitpold im Iagdkostüm von
G. Schachinger, Schwabenmeyer's flottes Gemälde
einer Münchener Kellnerin und Altmünchener Bilder,
zum Theil auf den Augustiner sich beziehend, beleben
die übrigen Wände. Sehr originell ist der runde
Treppenhauseinbau als ein Thurm mit einem
romanischen Doppelfensterchen verwerthet. Daneben
sehen wir in reichem Rahmen mit einem die Insul

gustinus darstellend.

Die geöffnete Portiere gestattet uns von dem
vorderen Saal aus Zutritt zu denr ungemein reizvoll
wirkenden Wintergarten (Pest \t Abb. 52), für dessen
Ausgestaltung wohl die trefflichen Werke aus der
Zeit Wilhelms V. und Maximilians I., der Tenipel
im Hofgarten und die Loggia im Grottenhofe der
k. Residenz, beeinflussend waren. Die ^irma Rappa &
Giobbe, die schon bei der jüngsten verständnißvollen
Restauration des Hofgartentempels besonderes Lob
und Anerkennung verdiente, wußte auch hier Emanuel
Seidl's Entwürfe trefflich zur Ausführung zu bringen.

* Während die Längsseiten in zwei Bogenstellungen
aufgelöst sind, zeigen die Schmalseiten in der Mitte
von reichem bunten Muschelwerk umrahmte Thüren
mit Sopraportenfenstern. Zu den Seiten derselben
zwischen zwei toskanischen Säulen mit Architrav sind
in Muschelnischen antike Büsten auf hohen Sockeln
angeordnet. Ueber dem Gebälk treten aus der Wand

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